Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften hatte herzlich zur Graduiertenfeier des Sommersemesters 2025 mit Vergabe der Urkunden und Zeugnisse eingeladen.
Für die gelungene musikalische Begleitung der Graduiertenfeier sorgte die Band „Bestandteile“.
Sobald sich die Türen des Audimax der HSD öffneten und die Menschen einströmten, war die Atmosphäre an diesem besonderen Tag zum Greifen nah – eine Mischung aus freudiger Erwartung, Stolz, Spannung und ja, auch Rührung.
Wieder einmal füllte sich das Audimax bis auf den letzten Platz, was die andauernde Beliebtheit und den Stellenwert dieser akademischen Feier ein weiteres Mal unterstrich.
Zum beschwingten Start spielte die Band „Bestandteile“ des Fachbereiches Sozial- und Kulturwissenschaften eine packende Version der Power-Ballade „Youth“ der englischen Indie-Folkband Daughter.
Die Dekanin des Fachbereiches, Prof. Dr. Astrid Lachmann, begrüßte die frischgebackenen Absolventinnen und Absolventen sowie deren zu Recht stolze Familienangehörigen und Freunde, ebenso die anwesenden Lehrenden, Mitarbeitenden sowie Vertreter der Hochschulverwaltung. Herzlich begrüßte sie zudem die Praxispartner des Fachbereichs, insbesondere die Vorstände des Fördervereins, der in guter Tradition wieder den festlichen Rahmen der Graduiertenfeier unterstützte.
In ihrer Ansprache gratulierte die Dekanin im Namen des Kollegiums den 154 Graduierten - die Zahl der Abschlüsse sei erneut beeindruckend. Im Anschluss gab die Dekanin den Absolventinnen und Absolventen in ihrer Ansprache einige persönliche Gedanken und Anregungen mit auf den Weg.
Man lebe in einer Zeit eleganter ökonomischer Modelle, jedoch chaotischer Realität. Die Graduierten hätten in einer Ära studiert, in der sich die Grundannahmen der Ökonomie neu sortierten: Disruption sei keine Ausnahme mehr, sondern multipler Dauerzustand. Technologische Entwicklungen wie KI, Herausforderungen wie der demografische Wandel, der Klimawandel und die globale Neuordnung von Lieferketten würden gewohnte Modelle ebenso auf die Probe stellen wie geopolitische Instabilität, andauernde Krisen und Kriege.
In all diesen Disruptionen lägen ernsthafte Risiken, aber auch enorme Gestaltungsräume und sehr viel auszufüllende Verantwortung. Ökonomisches Denken und Handeln müsse hierbei auch ethisch verankert sein.
Ökonomische Kompetenzen hätten die Graduierten im Studium erlernt, es werde sie in der Praxis vermutlich mehr fordern auch Widersprüche auszuhalten, Komplexität zu gestalten, Menschen in all ihrer Vielfalt mitzunehmen und Entscheidungen zu verantworten.
Frau Prof. Dr. Lachmann wies auf entscheidende Fragen der Zukunft hin:
Was nützt Effizienz heute ohne nachhaltige Belastbarkeit morgen? Was bedeutet Wachstum ohne Gerechtigkeit? Wer trägt Verantwortung in einer Welt, in der Algorithmen Entscheidungen empfehlen oder auslösen, Menschen jedoch die Konsequenzen tragen?
Klar sei, dass die größten gesellschaftlichen Herausforderungen auch zukünftig durch Menschen beantwortet werden müssten:
• Wie sichern wir Wohlstand, ohne auf Kosten zukünftiger Generationen zu leben?
• Wie gelingen Innovationen, wie organisieren wir Klimaschutz ohne soziale Spaltung und sozialen Ausschluss?
Niemand könne diese Fragen allein und abschließend beantworten – aber die Graduierten und wir alle können daran mitarbeiten, bessere Antworten zu finden.
Die beruflichen Wege der Graduierten würden weniger gradlinig verlaufen als bei früheren Generationen und die erforderlichen Skills häufiger wechseln. Ihre innere Haltung aber, ihr ethischer Kompass, ihre Bereitschaft zur Verantwortung – das bleibe.
Die Dekanin forderte dazu auf neugierig, mutig und kritisch, vor allem aber menschlich zu bleiben. Die Wirtschaft sei kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, um das Leben der Menschen zu verbessern, um gesellschaftlichen Fortschritt zu erzielen. Selten sei ökonomische Urteilskraft so dringend gefragt gewesen wie heute.
Die Wirtschaft brauche kluge Köpfe, die mit ihrem Wissen Gutes für die Gesellschaft bewirken wollten, eine verantwortungsvolle Rationalität – insbesondere vor dem Hintergrund des beschleunigten Klimawandels und drohenden Verlustes der lebensfreundlichen Bedingungen auf der Erde.
Sie sei optimistisch, denn an diesem Tag würden nicht nur viele Abschlüsse gefeiert, sondern auch der Aufbruch der Graduierten als Mitgestalter und Co-Kreatoren der Gesellschaft, in der diese zukünftig leben wollen. Hierbei zitierte sie die US-amerikanische Autorin, Menschenrechtsaktivistin und Präsidentengattin Eleanor Roosevelt:
„Die Zukunft ist kein Schicksal, sondern eine Leinwand für Deine Träume.“
Die Dekanin schloss ihre Rede mit einer Aufforderung: „Liebe Absolventinnen und Absolventen, haben Sie großartige Träume und nehmen Sie den Pinsel in die Hand!“
Absolventenrede Pia Galinski und Tim Marienfeld
Frau Galinski begann mit einem fiktiven LinkedIn-Post über ihren Studienabschluss mit der Message „Hochglanz. Erfolg. Alles im Griff. Die perfekten Absolventen.“ Aber alle Graduierten wüssten, dass das Studium so nicht wirklich war. Nicht einmal annähernd…
Im Wechsel blickten Frau Galinski und Herr Marienfeld auf die gemeinsamen Jahre des Studiums zurück, beginnend bei der Nervosität, die alle Erstsemester miteinander gemein hatten. Zunächst kannte man niemanden, aber im Laufe der Ersti-Woche lernte man die Hochschule, die Stadt und die Kommiliton*inen kennen.
Schon in der ersten Vorlesungswoche merkte man, dass ein Studium nicht nur Vorlesungen und Prüfungen bedeutet. Es sei auch Selbstorganisation, erste Verantwortung übernehmen – und manchmal einfach ausprobieren.
Der weitere Verlauf des Studiums ließ sich jedes Semester in 3 Phasen unterteilen: 1. Motivation, 2. Prokrastination und 3. Panik. Diese drei Phasen wurden humorvoll mit viel Selbstironie beschrieben.
Hektische Klausurenphasen und scheinbar unlösbare Übungs- oder Altklausuraufgaben seien dann doch bewältigt worden. Teils mit Hilfe von Lerngruppen, (die manchmal auch den Charakter einer Therapiestunde hatten), aber im Wesentlichen, weil man einfach eisernen Durchhaltewillen gezeigt und nicht aufgegeben habe. „Einfach mal machen“ sei oft die einzige Strategie gewesen und rückblickend habe sich diese auch bewährt und schlussendlich zu diesem feierlichen Tag geführt.
Menschen sind die wahren Highlights
Es war Frau Galinski und Herrn Marienfeld wichtig, sich bei ihren Kommiliton*innen dafür zu bedanken, dass mit ihnen das Studium zu einer schönen gemeinsamen Reise wurde. Sie dankten zudem den Familien, Angehörigen, Freunden und Liebsten, die sie auf ihrem Weg unterstützt und Auftrieb gegeben haben.
Ebenso sprachen sie einen Dank an alle Personen des Fachbereiches aus, da sie im Rahmen ihrer Tätigkeit im Fachschaftsrat oft hinter die Kulissen des Fachbereichs und der Hochschule schauen konnten und wüssten, wie viel Arbeit hinter all dem stecke.
Ein spezielles Dankeschön ging an die Fachschaft WiWi, in der sich die beiden das ganze Studium hindurch ehrenamtlich engagiert haben.
Nach dem Studium – und was kommt jetzt?
Zum Abschluss ihrer Rede stellten Frau Galinski und Herr Marienfeld die aktuellen Fragen vor, die sie nach dem Studium bewegen: Werde ich übernommen? Will ich mich umorientieren? Wo will ich mich bewerben? Was möchte ich eigentlich machen? Oder soll ich doch erstmal ein bisschen reisen?
Die Antworten kämen irgendwann, habe sie das Studium gelehrt. Denn man müsse nicht alles wissen, bevor man losgeht. Man müsse nur losgehen.
Die Hochschule sei der Ort gewesen, an dem sie gelernt hätten, für sich selbst einzustehen, der Ort, an dem sie Fehler machen durften (und daran gewachsen seien), sowie der Ort, an dem sie Freunde gefunden hätten – und manchmal auch sich selbst.
impressionen