In ihrem Beitrag für die renommierte Gutachterzeitschrift KoR untersuchen Prof. Dr. Grathwohl und Prof. Dr. Schemm empirisch, wie das EU-einheitliche digitale Abschlussformat ESEF seit Einführung vor drei Jahren durch deutsche und italienische Unternehmen praktisch angewandt wurde.
Ziel des ESEF-Berichtsformats ist es, Jahresabschlussinformationen kapitalmarktorientierter Unternehmen leichter zugänglich und vergleichbarer zu machen. Hierzu hat die EU-Kommission seit drei Jahren einheitliche Auszeichnungselemente vorgegeben, mittels derer sich Jahresabschlussinformationen in maschinell auslesbarer Form veröffentlichen lassen.
Unternehmen können diese standardisierte Auszeichnungstaxonomie jedoch in Ausnahmefällen individuell erweitern. Fokus der Analyse von Prof. Dr. Grathwohl und Prof. Dr. Schemm ist, wie oft und in welchen Abschlussbereichen solche unternehmensindividuellen Erweiterungen der Standard-Auszeichnungselemente in der Praxis erfolgen, da solche Erweiterungen die Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen einschränken und damit das von der EU-Kommission mit Einführung des Formats verfolgte Ziel gefährden.
In ihrer umfangreichen empirischen Analyse der Abschlüsse der DAX- und MDAX-Unternehmen 2020-2022 kommen sie zum Ergebnis, dass deutsche Unternehmen solche Erweiterungen insgesamt in moderatem und im Zeitablauf tendenziell sinkendem Umfang einsetzen, sich jedoch deutliche Branchenunterschiede feststellen lassen.
Verglichen hiermit nutzen italienische Unternehmen solche Erweiterungen erheblich häufiger, so dass eine EU-weit einheitliche Anwendung in der Praxis anscheinend noch nicht erreicht ist.
Weitere Informationen: Grathwohl, D./Schemm, J., Drei Jahre ESEF-Anwendung: Eine Analyse der Anwendungspraxis in Deutschland und Vergleich mit Italien, in: Zeitschrift für internationale und kapitalmarktorientierte Rechnungslegung (KoR), 24. Jg. (2024), Heft, 1, S. 24-29.
