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Wirtschaftswissenschaften / Gastvortrag, Aktuelles
23.11.2016

Verlags­manage­ment im Drei­eck Gewinn­streben, Kultur­auftrag und Digita­lisierung

​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​Am Donnerstag, den 10.11.2016, referierte Herr Dr. Uwe Fliegauf über den Status quo sowie die aktuellen Herausforderungen für Geschäftsmodelle von Fachbuchverlagen am Beispiel der W. Kohlhammer GmbH.


In seinem Gastvortrag ist Herr Dr. Fliegauf, der als Verlagsleiter u.a. auch für wirtschaftswissenschaftliche Literatur zuständig ist, auf die einzelnen Bestandteile des Geschäftsmodells von Fachbuchverlagen eingegangen. Kundennutzen würden die in Deutschland tätigen Verlage ​im Wesentlichen durch die Entdeckung neuer Autoren, die Qualitätssicherstellung bei der Veröffentlichung neuer Titel sowie die Förderung von Kultur und Bildung stiften​. Dies seien stets auch die Leitlinien der Entwicklungsgeschichte des Verlags „W. Kohlhammer“ gewesen. Dass die Fachbucherzeugnisse in Deutschland traditionell gleichermaßen als Kultur- und Wirtschaftsgut aufgefasst werden würden, sei Fluch und Segen zugleich: Denn einerseits erschwere eine solche Produktdichotomie zwar den Geschäftsbetrieb, andererseits schaffe sie Alleinstellungsmerkmale im Wettbewerbskampf mit den internationalen Wirtschaftsverlagen. Außerdem seien Lehrbücher in der Regel kein Massenprodukt; dies lasse sich an den sehr engen, thematisch orientierten Zielgruppen erkennen. Neben unter- und durchschnittlich erfolgreichen Titeln sollten in jedem erfolgreichen Verlagsportfolio auch mehrfach aufgelegte Standardlehrbücher enthalten sein. Letztere würden dann die wenigen erfolgreichen Titel quersubventionieren (Kulturgut) und so für immer noch ausreichende Erträge sorgen (Wirtschaftsgut).


Die wichtigste Ressource, das „Herz“ eines jeden Verlags, sei das Lektorat. Denn das Lektorat stelle sicher, dass neue Autoren und Titel akquiriert, eingereichte Manuskripte im Hinblick auf Qualität und Leserinteressen geprüft und die herausgebrachten Publikationen angemessen beworben werden würden. Ein Lektor sei überdies kein standardmäßig definiertes Berufsbild, sondern vielmehr eine Berufung und richte sich an fachlich exzellente Quereinsteiger. Auch die Autoren seien natürlich eine sehr wichtige Ressource eines Verlags. Sie seien stets auch intrinsisch motiviert.


Die Digitalisierung mache sich auch im Verlagsgeschäft bemerkbar – so belaufe sich der Internetbuchhandel derzeit auf 17,4% des Gesamtbuchhandels. Der E-Book-Umsatz mache allerdings nur 4,5% am deutschen Publikumsmarkt im Jahr 2016 aus. Diese zweite Zahl belege, dass E-Books noch längst keine große Bedeutung im Markt erlangt haben. Dennoch müsse der Verlag auch dieser Entwicklung in seinen Prozessen begegnen. So werde bei der Aufbereitung des Manuskripts sichergestellt, dass Titel medienneutral bereigestellt werden, um sowohl in gedruckter als auch in digitaler Form verwertet werden zu können. Der schwindenden Nachfrage nach gedruckten Titeln habe man mit Digitaldruckmaschinen und dem (nachfrageinduzierten) Print-on-demand reagiert, die die effiziente Publikation auch kleiner Auflagen ermöglichen.


Die Herausforderungen für Fachbuchverlage seien derzeit groß und weitreichend. Doch die Digitalisierung selbst sollte die Verlage nicht dazu verleiten, überstürzt und auf der Basis vager Berechnungen traditionelle Werte zugunsten angeblich allerseits gewollter digitaler Produkte zu verwerfen. Als Verlag dürfe man nicht vergessen, dass man nicht nur Teil des Problems, aber auch Teil der Lösung sei!


Herr Dr. Fliegauf hat an der Universität Hohenheim Wirtschaftswissenschaften studiert und wurde mit einer Arbeit zum Thema „Die Schwäbischen Hüttenwerke zwischen Staats- und Privatwirtschaft. Zur Geschichte der Eisenverarbeitung (1803-1945)“ promoviert, die auf einer wirtschaftshistorischen Langzeitanalyse der Performance eines traditionsreichen Staatsunternehmens basierte.


Seit dem Jahr 2009 ist Dr. Fliegauf als Verlagsleiter für die Bereiche Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie Feuerwehr und BRANDSchutz zuständig und verantwortet damit im Verlag W. Kohlhammer​ Stuttgart​ ein bemerkenswert breites und traditionsreiches Buchprogramm, das in Fachkreisen national und international geschätzt wird. Die Entwicklung eines zeitgemäßen und marktfähigen Buchprogramms für unterschiedlichste Zielgruppen in Wissenschaft, Lehre und Praxis gehört zu seinen täglichen Kernaufgaben.


Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften dankt Herrn Dr. Fliegauf herzlich für sein Engagement!

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